Geschichten
aus und über Schweickershausen
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Und wo ein Dorf
entgegentritt, (Friedrich Rückert, Wanderlied) |
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Der Wunderdoktor Zu Schweickershausen lebte im vorigen Jahrhundert ein Bauer, der dieses Dorf weit über die Grenzen des Herzogtums bekannt machte. Kranke von fern und nah brachte man zu ihm. Er brauchte sie nur anzusehen, da wußte er schon, was ihnen fehlte. Seine Anordnungen waren einfacher Art: gesunde Kost, Kräuter, die überall wuchsen, Bäder im warmen oder kalten Wasser - also Kuren, die jederzeit angewendet werden konnten. Der Erfolg blieb aber nie aus, und so sprach man bald überall vo dem Wunderdoktor aus Schweickershausen. Das besonders zum großen Ärger der Ärzte in den Städten, denen nach langer und teurer Behandlung die Patienten nun scharenweise davonliefen oder sie gar nicht erst aufsuchten. In Schweickershausen wurden sie dann binnen kurzem gesund. Sogar die Damen des Hildburghäuser Hofes befragten ob ihrer wirklichen oder eingebildeten Krankheiten nicht mehr den Hofmedikus, sondern eilten nach Schweickershausen zum Wunderdoktor und fanden dort Hilfe und Heilung. Doch auch für ihn kam die Stunde, die irgendwann einem jeden schlägt. Als seine Erben die Truhen öffneten, fanden sie so viel Geld vor, daß sie nur die Gold- und Silbermünzen untereinander aufteilten, während Nickel- und Kupferstücke in den Hausern geworfen wurden. Dort konnten Knechte und Mägde sich die Taschen füllen, solange der Vorrat reichte. (mündlich aus Schweickershausen) |
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Die Sage vom Poltergeist in Schweickershausen 1666 spukte ein Poltergeist in Schweickershausen. Johann Werner Krauß berichtet in seinem 1750 erschienenen Buch "Beyträge zur Erläuterung der Hochfürsten Sachsen-Hildburghäusischen Kirchen-, Schul- und Landeshistorie- Band Heldburg", hierüber: !Was sich vormals mit einem Polter Geist daselbst zugetragen, erzählt Superintendent Buchenröder folgendermaßen. In der Woche vor Ostern des Jahres 1666 hat der leidige Teufel ein wunderseltsames Spiel zu Schweickershausen angefangen, indem er in Heinrich Kegels Haus unter einem Bett, in Gestalt eines Kindes, eine güldene Krone auf dem Haupt tragend, erschienen, geklopfet, und denen zugelaufenen Einwohnern einsteils sich erstlich als einen Engel, manchmal als die Seele einer verstorbenen Weibsperson ausgegeben. Der nun ihm die Hand in seine Hand(die ganz kalt gewesen) gereichet, den hat er einen Schatz von 9.000 Dukaten versprochen. Aber bald darauf hat er angefangen in solchem Hause schrecklich zu poltern, daß darüber die Bauern furchtsam gemacht, zu mir nach Heldburg gekommen und gesagt, sie müßten aus dem Dorf entlaufen, wenn nicht Rat noch Hülf wider solchen grausamen Feind ihnen geschaffet und mitgeteilt würde. Auf dieses habe ich mich mit Johann Hafen, Pfarrer zu Hellingen, dahin begeben, zur Kirchen läuten lassen, und den Einwohnern in einer getanen Predigt remonstriret: Dieser Geld-Geist wäre kein guter, sondern ein böser Engel. Sie hätten sich von Gott zum Teufel mit dem Handgeben gekehret, der Geld-Schatz wäre ein höllischer Lügenpfuhl, sie sollten demnach sich wiederum von dem Satan zu Gott, mit dem sie in der Tauf einen Bund gemacht, kehren in herzlicher Buße. Unterdessen hat doch der Satan etliche Wochen in Kegels Haus unter einem Bett fortgefahren, einmal in meiner Gegenwart gerufen: Gebet mir ein Kind, so will ich weichen, worauf ich antwortete: Die Kinder sind nicht unser, sondern Gottes, der sie erschaffen und mit seines Sohnes, Jesu Christi Blut, erlöset. Du Satan mußt noch weichen und sollst kein Kind haben. Indem hat er gedroht einem Geistlichen in hiesiger Inspektion den Hals zu brechen, nach dem Licht in der Stuben geworfen, einmal spottweis gesagt: Ich glaube an Jesum Christum. Als eine päpstliche Person (Katholik) heimlich geweihte Kräuter gelegt, dieselbe unter das Polster-Bett gesteckt, in Hoffnung den Satan damit zu vertreiben, hat doch der Feind nur viel heftiger getobet. Die Herren Geistliche aber haben wechselweise mit Beten und Singen angehalten, wie ich denselbsten vierzehn Mal bin zu Schweickershausen bei Nacht geblieben. Endlich an der Montagsnacht nach dem Fest Trinitatis, da ich das letzte Mal daselbst gewesen, ist Kegels Haus von des Satans Poltern ganz ledig geworden. Soli Deo gloria in sempiterna Secula "(Allein Gott dem Ruhm in alle Ewigkeit). Die Geschichte hat auch der bekannte Meininger Heimatforscher Ludwig Bechstein in seinem 1842 herausgegeben Büchlein "Die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes" unter dem Titel "Bei einem Poltergeist" veröffentlicht. |